Waffenhändlerring in Italien und Österreich: 22 Festnahmen
Nähere Informationen zu einer Aufsehen erregenden Affäre rund um Waffenhändler für die neapolitanische Camorra, die vor einigen Tagen zunächst in italienischen Medien aufgetaucht ist, hat am Dienstag die EU-Justizagentur Eurojust bekanntgegeben.
Den Haag, Brüssel, Rom – Ein neapolitanische Ehepaar war im vergangenen Jahr in der Nähe der italienisch-österreichischen Grenze in Ugovizza mit zwölf Pistolen im Auto erwischt worden. Im November 2018 waren die beiden zu Haftstrafen bis zu drei Jahren und acht Monaten verurteilt worden.
In Italien war die Anti-Mafia-Staatsanwaltschaft in Neapel für die weiterführenden Ermittlungen federführend gewesen. Auf Basis einer europäischen Ermittlungsanordnung seien unter anderem von den österreichischen Behörden Untersuchungen in Klagenfurt durchgeführt worden. Dabei seien wichtige Beweise gesammelt worden.
50 Kalaschnikows und 800 Pistolen verkauft
Eurojust habe drei Koordinierungstreffen abgehalten, um die Polizei und Justizbehörden in Italien und Österreich zusammenzubringen. Darauf seien sechs Aktionen geplant, koordiniert und durchgeführt worden. Unter den Festgenommenen waren den Angaben zufolge zwei Kärntner Büchsenmacher, die mehr als 800 Pistolen und 50 Kalaschnikows mit entfernten Seriennummern an organisierte kriminelle Gruppen verkauft hätten, erklärte Eurojust.
Die Erhebungen hätten schließlich zur Festnahme der beiden Büchsenmacher in Österreich geführt. In Kärnten erfolgten auch die weiteren Beschlagnahmungen: 88 Schusswaffen mit entfernten Seriennummern und einer großen Menge Munition, sechs Kalaschnikows mit entsprechender Munition und eine „Skorpion“-Maschinenpistole mit der dazu gehörenden Munition. Die zwei festgenommenen Waffenhändler hätten Anfang 2011 mehr als 800 neue Pistolen, 50 Kalaschnikows und zehn Maschinengewehre an italienische Kriminelle verkauft – mit einem geschätzten Gesamtwert von 500.000 Euro, erklärte Eurojust.
Hauptabnehmer in Süditalien
Die Waffen dürften aus Osteuropa gestammt haben. In Italien wurde ein Kurier mit 15 Pistolen ohne Seriennummern sowie im Besitz von zehn Revolvern, fünf automatischen Gewehren und 400 Schuss Munition verhaftet. Zwölf weitere Pistolen und zwei automatische Waffen wurden schließlich samt 600 Schuss bei zwei weiteren italienischen Waffentransporteuren sichergestellt. Sie waren die Auslöser der Ermittlung gewesen.
Die Waffen hatten über illegale Wege die Ortschaft Terzigno bei Neapel erreicht und wurden dann in der ganzen Region verkauft. Als Drahtzieher des Waffenhandels gilt ein festgenommener 58-Jähriger aus Terzigno, der persönliche Kontakte zu den beiden Waffenhändlern aus Kärnten pflegte. (APA)