Innsbruck

Innsbrucker Arzt entführt und erpresst: Verdächtiger in Zürich gefasst

Symbolfoto.
© APA/Hochmuth

Ein Arzt will mit dem Auto aus einer Tiefgarage fahren, als ihn ein Fremder anhält, ins Fahrzeug steigt und eine Pistole zückt. Er droht ihm mit dem Umbringen und fordert viel Geld. In Zürich ist nun ein Verdächtiger verhaftet worden. Die Hintergründe der Tat liegen noch im Dunkeln.

Von Benedikt Mair

Innsbruck, Zürich – Anfang Juli, 22 Uhr in einer Tiefgarage irgendwo in Innsbruck. Ein Arzt steigt in sein Auto, will losfahren und wird von einem Mann, der aus dem Nichts auftaucht, angehalten. Mit gezückter Waffe steigt dieser in das Fahrzeug ein, nimmt auf dem Rücksitz Platz. Bei der Fahrt durch die Stadt bedroht er den Mediziner mit dem Tod, fordert Geld. Jetzt konnte der mutmaßliche Erpresser in der Schweiz verhaftet werden.

Bei dem Festgenommenen handelt es sich um einen 42-jährigen türkischen Staatsbürger. „Aufgrund gesicherter kriminalpolizeilicher Erkenntnisse gilt er als dringend tatverdächtig“, sagt Christoph Hundertpfund, Chefermittler beim Landeskriminalamt (LKA). Der Mann ist amtsbekannt, gegen ihn lag ein EU-Haftbefehl wegen einer anderen schweren Straftat vor. „Auch die hat er in Tirol begangen“, berichtet Hundertpfund.

Zur Entführung und Erpressung des Innsbrucker Arztes, deren er bezichtigt wird, schweigt sich der Verdächtigte derzeit aus. Am späten Nachmittag des 17. Julis wurde er von der Schweizer Polizei am Flughafen von Zürich festgenommen, kurz bevor er sich in die Türkei absetzen konnte. Am Montag ist er den österreichischen Behörden übergeben und in die Justizanstalt Innsbruck überstellt worden. Gestern konnte er erstmals von den Tiroler Ermittlern befragt werden. Hundertpfund: „Der 42-Jährige war bisher nicht bereit, mit uns über die Vorwürfe zu sprechen. Wir hoffen aber, dass er seine Einstellung in den kommenden Tagen ändern und reden wird.“

Was an diesem Abend Anfang Juli und an den darauffolgenden Tagen passiert ist, konnte von der Polizei gut rekonstruiert werden. Kurze Zeit nach dem Überfall kontaktierte der Täter den Mediziner telefonisch, klärte mit ihm ab, wann und wie die geforderte Summe die Besitzer wechseln solle. „Der für die Geldübergabe eigens angeheuerte Mittelsmann wurde dann verhaftet. Abholer und Erpresser kannten sich vorher nicht“, klärt der LKA-Ermittler auf.

Warum sich der Türke aber genau diesen Innsbrucker Arzt, zu dem die Polizei aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes keine näheren Details veröffentlicht, ausgesucht haben soll, ist hingegen unklar. Kannten sich Opfer und Täter? War der Überfall von langer Hand geplant oder eher kurzfristig arrangiert? Dazu will bzw. kann die Exekutive im Moment nichts sagen.

Und hat der mutmaßliche Täter wirklich „nur“ den Arzt mit dem Umbringen bedroht? Oder weitere Taten angekündigt, sofern nicht bezahlt wird? Gab es vielleicht diffamierendes Material über den Mediziner, dessen Veröffentlichung angekündigt wurde? Details darüber werden laut Hundertpfund zum aktuellen Zeitpunkt nicht kommuniziert.

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