Bezirk Kufstein

Messerstecherei in Wörgl: Aufgelauert und zugestochen

Spurensicherung auf dem Parkplatz, auf dem es zu der blutigen Auseinandersetzung gekommen ist.
© ZOOM.TIROL

In Wörgl eskalierte Dienstagabend ein Streit unter Arbeitskollegen. Ein 40-Jähriger wurde mit einem Messer schwer verletzt. Die Gewalttaten in der Unterländer Stadt häufen sich.

Von Benedikt Mair und Nikolaus Paumgartten

Wörgl – Es ist nicht die erste blutige Auseinandersetzung, die seit Jahresbeginn in Wörgl passierte. Dienstagabend lauerte ein 31-Jähriger einem 40 Jahre alten Bekannten auf, zückte ein Messer und stach zu – beide Männer sind laut Informationen der Exekutive türkische Staatsbürger. In einem Handgemenge mit Freunden des Opfers wurde auch der Angreifer verletzt. Der Tat war ein Wortgefecht vorausgegangen.

Begonnen hatte der Abend mit viel Alkohol in einem Lokal in Wörgl. Kurz nach 20 Uhr waren die beiden Männer, die laut derzeitigem Ermittlungsstand Arbeitskollegen sind, in Streit geraten, sagt Walter Pupp, Leiter des Landeskriminalamtes (LKA). Der Jüngere habe schließlich die Bar verlassen, eine halbe Stunde später machte sich auch der 40-Jährige in Begleitung eines Türken (20) und eines Österreichers (28) auf den Heimweg.

„Vor der Wohnung des späteren Opfers“, schildert Pupp die weiteren Geschehnisse, „wartete bereits der 31-Jährige. Als die Gruppe gegen 21 Uhr dort eintraf, ging er mit einem Messer auf den 40-Jährigen los und fügte ihm mehrere Stich- und Schnittverletzungen im Bereich des Oberkörpers zu.“ In einer anschließenden Rauferei mit den zwei Begleitern sei auch der Angreifer an Kopf, Händen und Füßen verletzt worden. Die beiden Männer wurden ins Krankenhaus nach Kufstein gebracht, sie schweben nicht in Lebensgefahr.

Die Tatwaffe – ein kleines, blaues Küchenmesser, das bei dem Angriff in zwei Teile zerbrach – wurde sichergestellt. „Bis Dienstagabend hat es zwischen Täter und Opfer, auch auf der Arbeit, keine Probleme gegeben“, berichtet LKA-Chef Pupp. „Was ausschlaggebend für den Streit war und warum er eskaliert ist, wird ermittelt.“ Ebenfalls unklar ist, ob der 31-Jährige das Messer bereits den ganzen Abend mitgeführt oder eigens für den Angriff beschafft hat.

Die jüngste Bluttat reiht sich in eine Serie von Gewaltverbrechen ein, die heuer in Wörgl verübt wurden: Im Jänner wurde ein 34-Jähriger auf offener Straße und mit vorgehaltenem Messer ausgeraubt, im April attackierte ein 27-jähriger Afghane einen Landsmann im Bereich einer Fußgängerunterführung mit einer Axt. Im Mai griff zunächst ein Unbekannter einen 16-jährigen Schüler mit einem Messer an und raubte ihn aus, im selben Monat erbeutete ein 55-jähriger Tiroler eine Geldtasche, nachdem er einem Taxifahrer eine Schreckschusspistole vorgehalten hatte. Eine Schreckschusspistole spielte außerdem auch im August eine Rolle, als bei einem Streit ein 73-Jähriger einen Schuss in Richtung zweier Kontrahenten abgab. Wenige Tage später erbeutete ein Räuber mit einer Handfeuerwaffe Bargeld bei einem Überfall auf eine Tankstelle. Und in der Nacht auf den 22. August der bis dahin brutale Höhepunkt der Serie, als bei einer Auseinandersetzung ein 20-jähriger Afghane mit Stichen in den Brustkorb tödlich verletzt wurde.

Zur Häufung der brutalen Zwischenfälle wollte sich von der Wörgler Exekutive gestern niemand äußern. Auf Nachfrage verwies die Dienstleitung des Polizeipostens auf die Bürgermeisterin.

Dass Wörgl mit einem außerordentlichen Gewaltproblem konfrontiert sein könnte, will Stadtchefin Hedi Wechner nicht unterschreiben. „Wörgl ist nicht unsicherer als andere Orte“, macht sie klar. Wechner spricht von einer Folge von Zufällen, räumt aber ein, dass grundsätzlich in der Gesellschaft die Gewaltbereitschaft sowohl verbal als auch tätlich zugenommen hat. „Ich will da aber auch gar nichts schönreden“, sagt sie. „Wir haben Menschen aus 73 Nationen in Wörgl. Da sind auch welche darunter, die eine etwas krude Vorstellung von Männlichkeit und Konfliktlösung haben“, meint die Bürgermeisterin.

Wechner stehe jedenfalls in ständigem Kontakt mit der Polizei und der Stadtpolizei, um auf mögliche Fehlentwicklungen rasch reagieren zu können. Dass Wörgl das Sicherheitsthema ernst nehme, sehe man unter anderem daran, dass es Pläne gibt, die Stadtpolizei von vier auf bis zu sechs Beamte aufzustocken. Eine Waffenverbotszone nach Innsbrucker Vorbild hält sie für nicht zielführend. „Im Gegensatz zur Innsbrucker Bogenmeile gibt es bei uns keine lokale Häufung von Gewalttaten“, erklärt die Bürgermeisterin.

FPÖ-Nationalrätin Carmen Schimanek sieht in den jüngsten Vorfällen ein weiteres Indiz für eine „sicherheitspolitisch bedenkliche Entwicklung“. Sie fordert eine gut ausgebildete und zahlenmäßig starke Polizei in Österreich.

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