Prozess

Tiroler Firmenjurist täuschte Überfall vor: Bedingte Haft und Geldstrafe

Symbolfoto.
© TT/Julia Hammerle

Ein einst geachteter Jurist betrog seine Firma und kaschierte einen Suizidversuch als Raub. Die Strafe bei Gericht blieb dafür im Rahmen.

Von Reinhard Fellner

Innsbruck –Das Drehbuch eines Dramas könnte dramatischer nicht ausfallen. Im Zentrum: der Firmenjurist und Objektverwalter eines bekannten Tiroler Unternehmens. Der bezog zwar ein ordentliches Gehalt, aber vom Haushaltsgeld nur Taschengeld. Offenbar zu wenig für den Akademiker. So fing er 2015 als Objektverwalter an, Scheinrechnungen für fingierte Reparaturen einzureichen. Das fiel nicht auf. Bis im August das Finanzamt zur Großbetriebsprüfung antrat. 41 Rechnungen über 82.003 Euro entpuppten sich da als Fälschung. Für den Juristen das Karriereende und der Zusammenbruch eines geordneten Lebens mit Familie und abzuzahlender Wohnung.

Ohne sich mit jemandem zu besprechen oder Hilfe zu suchen, verlor der Mann darauf den Kopf und begab sich mit zwei Messern aufs Höttinger Bild, um seinem Leben ein Ende zu setzen. Doch der Versuch endete glücklicherweise nur in lebensbedrohlichen Verletzungen. Stark blutend schleppte sich der Mann darauf zu einem Park in Wilten und tischte der Polizei nach Notruf eine blutige Räubergeschichte auf. Auch diese hatte kurze Beine.

Am Landesgericht ging es nun vorab erst einmal um schweren Betrug und Urkundenfälschung gegenüber der Firma. Verteidiger Matthias Holzmann präsentierte Richterin Verena Offer das Bild eines reumütig Geständigen, der durch seine Abwege letztlich total den Boden unter den Füßen verloren hat. „Er steht nun vor den Trümmern seines Lebens, einzig befreit von der Last des Lügens“, so Holzmann. Richterin Offer bewertete dazu Unbescholtenheit und Einigung über Schadengutmachung als mildernd. So blieb es bei sieben Monaten bedingter Haft und 2700 Euro Geldstrafe – vorerst. Denn der vorgetäuschte Raub zieht einen weiteren Prozess wegen Vortäuschen einer mit Strafe bedrohten Handlung und Falschaussage nach sich.

Verzweifelte sollten sich in der Krise immer an jemanden wenden. Organisationen wie die Telefonseelsorge (Notruf 142) können rund um die Uhr helfen.

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