Trainingslager

Die Welt zu Gast in Tirol: So attraktiv ist der Fußballsommer

Borussia Mönchengladbach feierte gestern in Kufstein einen 5:1-Sieg über den türkischen Vizemeister Basaksehir. Stefan Lainer traf vor 1200 Fans zum 1:0 (8.).
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Die Klubs, wie z. B. Seefeld-Gast RB Leipzig, wollen beste Rahmenbedingungen. Viele Spieler kämpfen intern um die Wäsch’. Und die Sommervorbereitung rückt auch Tirol(er) alle Jahre wieder in den Fokus.

Von Alex Gruber und Tobias Waidhofer

Innsbruck – Geht nicht, gibt’s nicht. Das reicht von perfekten Trainingsbedingungen bis zu perfekten Genüssen nicht nur aus der heimischen Küche. Eine gewisse Exklusivität ist gefragt: So musste einst für Zwei-Meter-Mann Yaya Touré (ManCity) in Seefeld sogar ein eigenes Bett angefertigt werden und die örtliche Kirchenglocke sollte verstummen.

Die Legenden, wenn die Starkicker auf rotweißrotem Boden und nicht nur in Tirol logieren, sind vielfältig. Und die Anforderungen werden stetig mehr. Das weiß einer wie Christian Ablinger, österreichweiter Organisations-Leiter beim führenden Camp-Veranstalter SLFC Soccer GmbH (über 80 Profiteams 2019), seit vielen Jahren aus nächster Nähe zu berichten. Gestern pendelte der Ex-Profi zwischen Seefeld (RB Leipzig) und Kufstein (Testspiel Mönchengladbach) hin und her.

ÖFB-Keeper Daniel Bachmann strotzte im Trainingslager in Going vor Selbstvertrauen. An Einser-Goalie Ben Foster führt bei Watford allerdings kein Weg vorbei.
© FC Watford

Heute steht in Saalfelden das Duell zwischen Ajax Amsterdam und dem FC Watford, den Ralph „The Voice“ Schader zum dritten Mal nach Going lotste, auf dem Programm. „Es wird immer komplexer. Mittlerweile braucht jeder schon einen Fernsehturm“, erzählt Ablinger, der im Sommer viele Kilometer sammelt und gleichzeitig auch auf die „Kleinen“ nicht vergisst: „Ein Dank an alle heimischen Vereine, die ihre Plätze zur Verfügung stellen und für eine super Platzqualität sorgen.“ Hinter den Stars stehen ja weltweit ganz viele Heinzelmännchen. Ablinger, der auch beim mit Sicherheit gut besuchten Leipzig-Test gegen Galatasaray Istanbul am Freitag (18 Uhr) im Innsbrucker Tivoli – der Vorverkauf verläuft vielversprechend, 3000 Tickets sind schon weg – am Ball bleibt, hat auch seinen Humor nicht verloren: „Mir taugt’s. Nur manchmal möchte ich das Handy wegschmeißen“, grinst er.

Neben den Annehmlichkeiten – eine Abordnung von RB Leipzig um Timo Werner, Yussuf Poulsen und Konrad Laimer spielte gestern auch Golf – fordert das Tagesgeschäft Profifußball die volle Konzentration ein. Das gilt dieser Tage in Going für ÖFB-Keeper Daniel Bachmann, der sich nach einem erfolgreichen Gastspiel in Schottland (löste mit Kilmarnock ein Europa-League-Ticket) beim FC Watford neben den Edelroutiniers Ben Foster (36) und Heurelho Gomes (38) für Einsätze in der englischen Premier League empfehlen will. „Es ist in diesem Sommer eine komplett andere Situation. Ich bin mit einem anderen Anspruch hier“, diktiert Bachmann, dessen Leistungen bei Kilmarnock auch für etliche Anfragen gesorgt haben. „Der FC Watford hat alle Angebote abgeblockt“, berichtet der 25-Jährige, der in Going auch mit ÖFB-Teamchef Franco Foda zusammensaß. Rotweißrot will der langjährige Insel-Legionär auch wieder überstreifen.

Zweikämpfe zwischen ÖFB-Teamspieler Marcel Sabitzer (l.) und DFB-Angreifer Timo Werner gibt es derzeit in Seefeld zu bestaunen.
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Tirol-Kolorit streut dieser Tage auch Matthäus Taferner ein. Das 18-jährige Ex-Wacker-Juwel kam am Dienstagabend in den Genuss eines großen Tests: Mit seinem neuen Verein Dynamo Dresden ging es vor 30.000 Zuschauern gegen Paris Saint-Germain – und damit auch gegen Weltstars wie Kylian Mbappé oder Marco Verratti. „Es war beeindruckend, solche Spieler aus der Nähe zu sehen. Eine tolle Erfahrung“, erzählte der 18-Jährige, der die Gänsehaut immer noch nicht ganz losgeworden ist und in seinen 45 Minuten Einsatzzeit auch zwei Abschlüsse abgab. Schlussendlich hingen die Trauben bei der 1:6-Niederlage für den deutschen Zweitligisten aber zu hoch.

Allgemein ist der Innsbrucker gut in Ostdeutschland angekommen: „Es wird mir nicht schwergemacht, alle helfen mir“, erzählt der Lockenkopf, der in diesem Zusammenhang auch das österreichische Duo Sascha Horvath und Patrick Möschl erwähnt. „Wir sind bereits eng zusammengewachsen.“ In Sachen Einsatzzeit macht er sich vorerst keinen Stress. „Ich bin erst 18 und das erste Mal von daheim weg, man wird sehen.“ Noch vor dem Saisonstart (26. Juli) soll es vom Hotel in die eigenen vier Wände gehen. Aber Profifußballer sind als Weltbürger ja überall zuhause.

Matthäus Taferner (r.) stellte am Dienstagabend unter anderem Paris-Superstar Kylian Mbappé auf die Probe.
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