Champions League

0:2! Salzburg wurde in 100 Sekunden aus dem CL-Traum gerissen

Der zweite Streich des FC Liverpool – Mohamed Salah umkurvte Salzburg-Keeper Cican Stankovic und traf aus ganz spitzem Winkel.
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Salzburg wollte mit offenem Visier ins Achtelfinale der Champions League stürmen. Nach knapp einer Stunde offenbarte Liverpool bei einem Doppelschlag zum 0:2 seine ganze Klasse. Den Bullen bleibt die Europa League.

Aus Salzburg: Alex Gruber

Salzburg – In der mit 29.520 Zuschauern ausverkauften Red Bull Arena gab es gestern schon nach 28 Minuten stehende Ovationen. Und das bei einem Spiel, das Fußball-Österreich so (lange) nicht gesehen hatte, völlig zu Recht. Die Bullen, die sich schon zuvor als fixer Dritter in ihrer ersten Champions-League-Saison mit dem Einzug in die K.-o.-Runde der Europa League belohnt hatten, gingen gegen den CL-Titelverteidiger aus Liverpool volles Risiko oder All-In, wie es beim Pokern heißt.

Die unglaubliche Energie des österreichischen Serienmeisters wurde mit zwei Torschüssen und einer Ecke in den ersten drei Minuten sichtbar, nach fünf Minuten scheiterte im Gegenzug Mohamed Salah mit einem Riesensitzer an ÖFB-Teamkeeper Cican Stankovic. Dann erarbeiteten sich Hee-Chan Hwang und Takumi Minamino im genialen Zusammenspiel eine Doppelchance (7.), scheiterten aber beide an Reds-Schlussmann Alisson Becker.

„Jedes Spiel war ein Spektakel und wir haben viel mitnehmen können. Wir freuen uns auf die Europa League.“
Zlatko Junuzovic (Salzburg)

Es ging weiter hin und her. Mané (8. und 20.), Salah (29.) sowie Keita (45., Stankovic hielt großartig) fanden für den englischen Tabellenführer richtig große Gelegenheiten vor, für Salzburg klopften Hwang (21.) oder Erling Braut Haaland (24.) noch an, Alisson war aber genauso wenig zu überwinden. Es war Hochgeschwindigkeitsfußball der Extraklasse. Die Körpersprache von Liverpool-Coach Jürgen Klopp, in der Premier League mit 15 Spielen und einem Remis bislang unbesiegt, signalisierte aber in mehreren Szenen, dass er nicht so viel Freude damit hatte.

Der zweite Durchgang begann mit denselben Bildern. Salah blieb weiter Liverpools Chancentod, schoss vom Fünfer freistehend drüber (48.) und ließ sich von Teufelskerl Stankovic den Ball vom Fuß nehmen (50.). Nur eine Minute später stürmte Haaland nach Junuzovic-Traumpass auf Alisson zu, traf aber nur ins Außennetz. Salzburg-Trainer Jesse Marsch ballte dennoch die Faust, weil er richtig Gefallen am Auftritt seiner Mannschaft fand.

Ärgerte sich über eine vergebene Chance zur möglichen 1:0-Führung – Salzburg-Torjäger Erling Braut Haaland (r.).
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Es kam dann binnen 100 Sekunden mit zwei Gegentreffern doch so, wie es die Papierform erwarten ließ. Das 0:1 ging auf die Kappe zweier Ex-Salzburger – nach einer butterweichen Mané-Flanke köpfte Naby Keita ein (57.). Und Salah, zweifacher Fußballer des Jahres in Afrika, zeigte beim 0:2 seine Weltklasse, als er Stankovic nach zu kurzer Kopfball-Rückgabe von Onguéné umkurvte und aus ganz spitzem Winkel traf.

Die Luft war damit heraußen, die Klopp-Truppe spulte ihr Programm abgebrüht herunter. Die beste Bullen-Chance auf den Anschlusstreffer fand Minamino (74.) vor. Genauso gut hätte es 0:3 heißen können, aber Salah (77.) und Mané (82.) scheiterten einmal mehr an Stankovic.

Salzburg kann dennoch erhobenen Hauptes im Frühjahr ins Europa-League-Sechzehntelfinale starten.

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