Kletter-WM 2018

Kombi feiert WM-Premiere: Die olympische Dreifaltigkeit

Im Kletter-Dreikampf aus Bouldern, Speed und Vorstieg gilt Tirols Weltmeister Jakob Schubert als einer der stärksten Athleten.
© KVÖ/Moritz Liebhaber

Erstmals wird am Sonntag das umstrittene Olympia-Format im Rahmen einer Kletter-WM ausgetragen: Bei der Kombination aus Speed, Vorstieg und Bouldern schwingen neben viel Hoffnung auch viele Bedenken mit.

Von Roman Stelzl und Max Ischia

Innsbruck – Zwei Tage lang wird bei der Kletter-Weltmeisterschaft noch um Medaillen gekämpft – doch der Blick reicht über den Tellerrand 678 Tage in die Zukunft. Dann geht es erstmals (und vorerst das einzige Mal) in Tokio 2020 um olympisches Edelmetall. Für die Kletterer soll es der verheißungsvolle Start in eine glorreiche Zukunft sein. Aber neben all der Euphorie sorgt das Format für Ärger.

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Olympia-Format: Um das zu verdeutlichen, hilft das Beispiel Skisport: Die Kombination aus Speed, Vorstieg und Bouldern auszutragen ist so, wie wenn man einem Abfahrer sagen würd­e, die einzige Chance, olympisch zu werden, ist es, in vier Jahren ergänzend Slalom und Riesentorlauf zu fahren. So war es beim Klettern, das 2016 als „Vorführ-Bewerb“ (additional sport) so wie Softball und Karate vorerst einmalig zu Olympia-Ehren kommt. „Wir bekamen die Wahl, ein­e Disziplin zu nehmen oder die Kombination durchzuführen. Wir wollten aber all­e Disziplinen präsentieren“, erklärt Jérôme Meyer, Chef für die Olympia-Koordination im Weltverband (IFSC). Und IFSC- Sportdirektorin Silvia Verdolini ergänzt: „Nur mit allen Sportarten können wir zeigen, was Klettern bewegen kann.“

Kritik: Da aber so gut wie keiner der Favoriten bis 2016 etwas mit Speed am Hut hatte, war die Verblüffung erst einmal groß. Inzwischen haben sich die meisten mit der Kombination abgefunden, die bei der Kletter-WM in Innsbruck morgen ihre mit Spannung erwartete Premiere bei einer Erwachsenen-WM feiert. „Ganz ehrlich: Ich kenne niemanden, dem die Kombination taugt. Aber es ist ein wichtiger Schritt“, sagt Österreichs Vorstieg-Weltmeisterin Jessica Pilz. „Olympia ist eine große Chance für das Klettern. Wichtiger wäre es, wenn die drei Einzeldisziplinen dabei sind“, erklärt Tschechiens Doppel-Weltmeister Adam Ondra. „Ich finde, dass der Vorstieg der spannendste Bewerb ist. Wäre nur der olympisch, dann wären die Chancen auf Anerkennung höher als mit der Kombination.“

Fünf Ringe: Denn um die von Ondra angesprochen­e Anerkennung dreht sich ja alles. Präsentiert sich der bis dat­o noch uneingespielte Dreikampf in Tokio wie gewünscht als bahnbrechende Neuerung, dann soll es bei den Olympischen Spielen 2024 im kletteraffinen Paris (WM-Ort 2012 und 2016) schon im Fixprogramm sein. „Wichtig ist, dass wir olympisch sind. Aber 2024 hoffe ich, dass wir mit den Einzeldisziplinen dabei sind“, sagt der Tiroler Weltmeister Jakob Schubert. Und Ondra ergänzt: „Nur die Einzeldisziplinen zeigen auch den besten Kletterer.“

Werbung: An der Werbe-Wirksamkeit des Klettersports zweifelt niemand. 35 japanische Journalisten sind bei der Kletter-WM in Tirol dabei, internationale Sender wie NBC oder Eurosport berichten neben dem ORF live von der WM. „Das Medien­interesse und jenes der Sponsoren hat zugenommen“, sagt IFSC-Mitglied Jérôme Meyer. Und auch Österreichs Verband profitiert: Inzwischen gibt es neun Plätze beim Bundesheer, Schubert und Co. trainieren im Innsbrucker Olympiazentrum mit. „Wir haben eine sehr stark Unterstützung bekommen“, schwärmt KVÖ-Sportdirektor Heiko Wilhelm.

Umstellung: Für die Athleten ist die Olympia-Kombi, welche dieser Tage ihre WM-Generalprobe erlebt, eine riesige Umstellung. Neben dem zusätzlichen Training sind Allrounder bei dieser WM gleich an sechs der neun Tage im Einsatz. Wer morgen im Herren-Finale steht, wird heute im Bouldern ermittelt. Die Rechnung klingt komplizierter, als sie ist. Die Platzierungen von Vorstieg werden mit jener des Speed- und jener des Boulder­bewerbs multipliziert.

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