Prozess

Ex-Teamspieler Kuljic verurteilt: ein Jahr Haft wegen Drogenhandels

Sanel Kuljic wurde vor dem Wiener Landesgericht zu einer unbedingten Freiheitsstrafe von einem Jahr verurteilt.
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Seine eigene Kokain-Abhängigkeit sei das Motiv für die inkriminierten Handlungen gewesen. Kuljic will von den Drogen loskommen und eine Therapie beginnen.

Wien – Der ehemalige Fußball-Nationalspieler Sanel Kuljic wurde am Donnerstag am Wiener Landesgericht wegen Suchtgifthandels zu einem Jahr unbedingter Freiheitsstrafe verurteilt. Der mittlerweile 42-Jährige war geständig, zwischen September 2017 und September 2019 an mehrere Abnehmer insgesamt rund 80 Gramm Kokain weitergegeben zu haben.

Sollte das Urteil Rechtskraft erlangen, hat der Ex-Kicker gute Chancen, dass er die über ihn verhängte Haftstrafe nicht im Gefängnis verbüßen muss. Eigenen Angaben zufolge war Kuljic seit längerem süchtig und konsumierte täglich 0,4 bis ein Gramm Kokain. Seine eigene Abhängigkeit sei auch das Motiv für die inkriminierten Handlungen gewesen, legte er vor Richterin Mariella Noe dar. Er habe das Suchtgift um 50 bis 55 Euro von seinem Stammdealer erworben und um 60 Euro weitergegeben. Neben einem „Aufschlag“ von mindestens fünf Euro habe er außerdem ein bis zwei Gramm abgezweigt, ehe er das Kokain weiterreichte.

Nun wolle er von den Drogen loskommen und eine Therapie beginnen, betonte der 42-Jährige: „Ich will ein strafloses Leben. Ich bin vor wenigen Tagen Vater geworden.“ Kuljics Verteidiger Philipp Wolm und Mathias Burger werden versuchen, für den Ex-Kicker einen Therapieplatz zu ergattern. Sollte im Fall der Rechtskraft der erstinstanzlichen Entscheidung - der Staatsanwalt gab dazu vorerst keine Erklärung ab - von einem Gutachter die Therapiefähigkeit und Therapiewilligkeit des Ex-Kickers bestätigt werden, wäre ihm ein Strafaufschub zur Bekämpfung seiner Suchtgiftergebenheit zu gewähren. Falls diese erfolgreich verläuft, kann die Strafe endgültig bedingt nachgesehen werden.

18 Liter Blasentee vor Harntests

Der Staatsanwalt bezweifelte, ob bei Sanel Kuljic eine therapiebedürftige Suchtmittelergebenheit überhaupt vorliegt. Er verwies darauf, dass die Anklagebehörde zunächst ein Suchtmittelverfahren wegen Eigenkonsums gegen den Ex-Sportler zurückgelegt hatte, weil dieser regelmäßig Harnproben abgab, in denen sich keine Suchtgift-Spuren nachweisen ließen.

„Ich hab‘ getrickst“, räumte Kuljic ein , „ich hab‘ einen Tag vorher immer Tee getrunken. 18 Liter Blasentee. Damit waren die Tests negativ.“ Das Geld für das Kokain, das er konsumierte, hätte er ohne seine Frau nicht aufbringen können, legte der frühere Nationalspieler dar. Sein Einkommen von zuletzt 1.300 Euro monatlich sei zur Gänze für Drogen draufgegangen. Die „sonstigen Ausgaben“ habe zur Gänze seine Partnerin bestritten.

Kuljic war wegen seiner Verwicklung in den bisher größten Wettskandal im heimischen Sport - die versuchte Manipulation von 18 Spielen der ersten und zweiten österreichischen Fußball-Liga zwischen November 2004 und Oktober 2013 - im Herbst 2014 wegen schweren Betrugs, Erpressung und Nötigung zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Im März 2017 wurde er wegen guter Führung vorzeitig entlassen. Die offenen rund eineinhalb Jahre bekam der 42-Jährige von Richterin Mariella Noe in der heutigen Verhandlung nicht widerrufen, so dass er vorerst nicht „nachsitzen“ muss.

Faustfeuerwaffe zum Selbstschutz

Kuljic, der seit längerem von Drogenfahndern überwacht worden sein dürfte, war am 20. September 2019 in der Boutique seiner damals schwangeren Frau in Wien-Döbling festgenommen worden. Seither saß er in der Justizanstalt Josefstadt in U-Haft.

Vom heutigen Schuldspruch mitumfasst waren auch der illegale Besitz eines Teleskop-Schlagstocks und einer Faustfeuerwaffe. Letztere hatte Kuljic im Geschäft seiner Frau verwahrt. Die Schusswaffe habe er sich zugelegt, „weil ich Sachen aufdecken wollte“, erläuterte der 42-Jährige. Er sei daraufhin bedroht worden. Unmittelbar vor seiner Festnahme hatte er via Kronen Zeitung behauptet, in der Fußball-Bundesliga fänden weiterhin Spielmanipulationen statt. Der Österreichische Fußball-Bund (ÖFB) und der laut Kulijc primär betroffene Verein wiesen das zurück und leiteten rechtliche Schritte gegen den 42-Jährigen ein. (APA)

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