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Ski-Star Hirscher: „Ich habe immer für alles gekämpft“

Jetzt, am Anfang eines Winters, bringt Marcel Hirscher muskelgestählte 80 Kilogramm auf die Waage. Im Frühjahr sind es in der Regel nur noch 76.
© red bull

Marcel Hirscher unplugged: In einem von ihm als Blattmacher verantworteten Magazin spricht Marcel Hirscher über seinen Antrieb, kramte in den Fotoalben und bat seinen inneren Zirkel vor den Vorhang.

Von Max Ischia

Innsbruck –Einer wie Marcel Hirscher bleibt sich treu. Und sei es mit seinem stereotypen Hang zum Understatement. Nachdem er seine sportive Grundsatzfrage „Wo stehe ich?“ im Slalom von Levi (FIN) einmal mehr erfolgsorientiert beantwortet hat, stellt sich der nunmehr 59-fache Weltcupsieger vor dem ersten Saison-Riesentorlauf erneut die Standortfrage: „Wo stehe ich?“ Nicht ausgeschlossen, dass die Antwort darauf in zwei Wochen in Beaver Creek jener vom vergangenen Sonntag aufs Haar ähnelt.

Eine andere Frage: Wer ist Marcel Hirscher? Warum ist er, wie er ist? Was steckt hinter dem Phänomen auf zwei Brettln? Wie tickt er abseits der Piste? Was treibt ihn an? Wofür brennt er (noch)? Alles gefragt, (fast) alles beantwortet, könnte man meinen. Und doch: Das morgen erscheinende Red Bulletin Heroes Edition – Marcel Hirscher liefert auf 140 Seiten vielschichtige Antworten. Mehr als das: Niemand anderer als Hirscher selbst schlüpfte in die Rolle des Blattmachers, kramte in den Familienalben, bat seine Wegbegleiter vor den Vorhang und plauderte aus seinem Nähkästchen. Oder wie es Andreas Kornhofer, General Manager des Red Bull Media House Publishing, formuliert: „Dieses Magazin hat Ecken und Kanten, genau wie Marcel selbst, und letztlich verrät das, was er nicht öffentlich machen wollte, ebenso viel über ihn wie das, was er uns mitteilt.“

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Unter dem Titel „Was wir noch sagen wollten“ geben Marcel und seine Gattin Laura ein „letztes gemeinsames“ Interview, wie es heißt, und dabei auch Einblicke in ihr Elterndasein. Der Vorname ihres inzwischen fünfwöchigen Babys bleibt dabei aber selbstredend „Privatsache“. Das änderte sich auch nach dem gestrigen „Sport & Talk“ auf Servus TV nicht.

Spricht Marcel Hirscher von bzw. über sich, dann spricht er von einem, der mit der Begrifflichkeit Ausnahmetalent nichts anfangen kann. Vielmehr versteht sich der heute 29-Jährige als einer, der „für alles kämpfen musste“ in seinem Leben. Als einer, der noch immer in jedem Training ans Limit und darüber hinaus geht.

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„Aufgewachsen wie der Ziegenpeter“ (O-Ton Hirscher), verbrachte Klein Marcel samt Familie die Zeit von Mitte Mai bis Allerheiligen auf der Stuhlalm hoch über seinem Heimatort Annaberg. „Holzofen, Dusche aus der Gießkanne, anfänglich hatten wir nicht einmal warmes Wasser“, wie es der Lammertaler in einem TT-Interview (Dezember 2012) einst beschrieb. „Ich war sehr viel im Freien, war es auch gewohnt, alleine zu sein und habe mit der Zeit gelernt, großes Vertrauen in mich selbst zu haben.“

Was viele herausragende Sportler eint, ist das Selbstverständnis, nie (!) den einfachen Weg zu gehen. Eine Lebensmaxime, die er nicht zuletzt von seinem (Trainer-)Vater Ferdinand vorgelebt bekam. Bevor der „berühmteste Schnauzbart“ des Skisports die Karriere seines Sohnes begleitete, war er Holzfäller, Lastwagenfahrer und eben Hüttenwirt. Hirscher: „Leichte Arbeit hat mich immer angezipft.“ Noch Fragen?

Marcel Hirscher im O-Ton:

... über Kampfgeist: „Ich habe immer für alles gekämpft in meinem Leben. Schon in der Schule beim Völkerballspielen. Ich war nie der Größte, nie der Stärkste, nie der Schlauste, nie der Sportlichste."

... Ehrgeiz: „Ehrgeiz ist ein strapaziertes Wort, fast verpönt. Ohne Ehrgeiz bringst du halt außer Couchliegen nichts zusammen. Dass es mir wurscht ist, wenn ich was nicht z'samm'bring, das hab ich nie können. Und wieso ?Mensch ärgere dich nicht' so heißt, hab ich schon als Kind nicht verstanden."

... notwendigen Druck: „Ist wie so ein Schalter in mir, den ich umlege: Ich nenne das den Racemodus. Das ist ein Zündfunke, ein Impuls, der mich ins Handeln bringt."

... Trainingslimit: „Es gibt eine natürliche Sperre, aber da kannst du noch drüber."

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