79. Hahnenkammrennen

Die Franz-Pechsträhne in Kitzbühel: Zerrissen, Ski ging auf, Darmpartie

Max Franz beim Fachsimpeln mit Teamkollege Vincent Kriechmayr. Das ÖSV-Duo zählt zu den Sieganwärtern auf der Streif.
© gepa

Max Franz und die Streif, das fühlte sich anfänglich wie die mögliche große Liebe an. Ein paar Jahre lang verlief das Verhältnis auch recht vielversprechend, vier Top-13-Ränge von 2012 bis 2015 waren ein guter Start, doch danach stellten sich die Probleme ein. „In den letzten Jahren sind mir die Zielankünfte ein bisserl ausgeblieben“, rekapitulierte der Kärntner und hofft auf die Trendwende.

Von Birgit Egarter/APA

Kitzbühel – Sein Debüt in Kitzbühel gab Max Franz 2012, der 13. Platz war mehr als eine Talentprobe. 2013 reiste er demütig an, war er zu Saisonbeginn doch beim Super-G in Beaver Creek in die Bewusstlosigkeit gestürzt und kämpfte noch mit den Spätfolgen von Gehirnerschütterung und Gesichtsverletzungen. „Ich wäre aber auch schon mit einem Punkt zufrieden“, gab er sich damals bescheiden. Der fünfte Rang war für ihn einfach nur ein „Wahnsinn“.

2014 folgte ein siebenter Platz („Hier zählt die Erfahrung und im oberen Teil muss ich noch viel lernen“), 2015 auf verkürzter Strecke wurde er 13. („Unten hab‘ ich Scheiße gebaut“).

Durchwachsene Bilanz in Kitz

Seitdem gibt es nichts Zählbares mehr. „Einmal zerrissen, einmal Ski aufgegangen, einmal Darmpartie“, listete Franz nach kurzem Nachdenken auf. Am 19. Jänner 2016 endete die Saison von Franz nach einem Sturz im Abfahrtstraining in der schlagigen Schrägfahrt frühzeitig, laut Trainer hatte eine Mischung aus Fahrfehler und Pech dazugeführt. Kapseleinriss im linken Kniegelenk, Riss des vorderen Syndesmosebandes im linken Sprunggelenk und Absprengung am Mondbein am linken Handgelenk lautete die Diagnose, nachdem er noch selbst ins Ziel gefahren war.

2017 reiste Franz als Gröden-Sieger an, auf der Streif verlor er bei der Ausfahrt Mausefalle mit Zwischenbestzeit den Außenski, parierte bravourös und blieb unverletzt. „Wenn die Bindung aufgeht, was willst du da machen?“, meinte er seufzend. „Schlimmer wär‘ es eigentlich gewesen, wenn ich herunten gewesen wäre und einen kompletten Topfen gefahren wäre.“ Oder noch schlimmer, wie es 2018 passierte: eine Magen-Darm-Erkrankung zwang ihn zum Zuschauen.

„Der Körper weiß, was ihn erwartet“

Als Sieger von Lake Louise und Zweiter von Gröden zählt Franz am Samstag zu den Mitfavoriten, auch wenn ihm die eisigen und schlagigen Bedingungen im ersten Training noch nicht behagten. „Ich war ja wie in Bormio auf eisig und schlagig eingestellt, habe mir dann gesagt, es muss ja nicht auf Vollgas sein. Es präsentiert sich sehr, sehr schwierig. Aber ich glaube, auf das nächste Training wird das besser, weil der Körper einfach weiß, was ihn erwartet.“

Grundsätzlich mag der Neo-Fischer-Pilot die Streif, weil sie richtig anspruchsvoll sei. „Oben ist es einfach richtig zum Überwinden, der Mittelteil liegt mir sehr, sehr gut. Ich bin schon sehr gute Rennen gefahren. Es kommt halt viel auf die Präparierung an. Es ist ein cooles Rennen, auf das ich mich freue.“ Form und Speed stimmen nach wie vor, wie die Wengen-Abfahrt zeigte, auch wenn er dort auf dem Weg zu einem Top-Fünf-Platz im Ziel-S ausschied.

Dass es in diesem Winter so gut läuft - Franz gewann auch im Super-G in Beaver Creek und wurde in Bormio Fünfter - liegt auch am sorgsamen Umgang mit dem Körper, genauer gesagt mit dem rechten Knie. Es sei schon „länger ein Thema“, die Sommervorbereitung in Chile sei aber problemlos verlaufen. Doch seit dem Training vor Saisonbeginn in Copper Mountain macht es dem 29-Jährigen zu schaffen, den genauen Auslöser kennt er nicht. Lange Autofahrten absolviert Franz zur Schonung in Etappen und versucht möglichst, jeden Tag etwas auf Schnee zu sein.

Chirurgischer Eingriff nach der Saison

Die Muskeln machen zu, man muss schauen, dass alles immer schön aufgeht und geschmeidig ist. Es ist ein mechanisches Problem, das gehört eventuell gerichtet“, erklärte Franz, dass nach Saisonende wohl ein chirurgischer Eingriff anstehen wird. „Wir haben das kurz vor der Saison besprochen, wir schauen, dass wir möglichst weit kommen. Es schaut gut aus, dass ich es im Griff habe.“ Das Ausgleichstraining sei sehr wichtig, damit das Becken gut dastehe und die Kniescheibe nicht zu hoch stehe. „Dass das Knie selbst viel Platz hat.“

Das Knie hielt der Bewährungsprobe stand, der Abfahrts-WM-Bronzemedaillengewinner hat vollstes Vertrauen. „Im Rennen ist es ganz weg, sobald ich aus dem Starthäusl rausgehe.“

Funktioniert es nach dem Skiwechsel, funktioniert es mit dem Knie, waren die Fragen zu Saisonbeginn, die Franz sich selbst stellte und jeweils mit ja beantwortet bekam. „Bin ich parat? Haut das hin? Ich bin einfach einmal frei drauflosgefahren. Und es hat gleich gepasst. Ich habe gesehen, ich bin auf dem richtigen Weg. Wenn ich nicht alles zerreißen will, bin ich gar nicht so schlecht dabei.“

Das mit dem Zerreißen-Wollen passiert hin und wieder noch. „Bei der Abfahrt in Bormio, es war eine sehr schwierige Abfahrt, sehr eisig, sehr unruhig. Ich habe mir gedacht, Angriff ist die beste Verteidigung. Das war zu viel, dann stehst zweimal draußen, das ist auch wieder blöd.“ Die Kopfsache sei halt eine ganz schwere Partie, merkte er an.

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