10.000 in Tirol im Ausstand: Metaller streiken heute
Heute Mittag beginnen österreichweit Warnstreiks der Metaller. Auch Tirols Gewerkschafter kündigten für die ganze Woche Streik-Aktionen an.
Wien, Innsbruck –Heute kommt es in der Metalltechnischen Industrie (FMMI) mit österreichweit 1200 Betrieben und gut 130.000 Mitarbeitern zu Warnstreiks. In Tirol sind davon an die 70 Betriebe mit rund 10.000 Mitarbeitern betroffen. Die Gewerkschaften fordern ein Lohn- und Gehaltsplus von fünf Prozent oder mindestens 100 Euro mehr. Dazu wollen sie umfangreiche Zugeständnisse im Rahmenrecht. Die Arbeitgeberseite bot laut eigenen Angaben 2,7 Prozent, samt Zugeständnissen im Rahmenrecht sei das ein Angebot von „mehr als drei Prozent“ gewesen.
Während die Arbeitgeber die Streiks indessen als „vorgeplant“ bezeichnen, fühlen sich die Gewerkschafter nicht ernst genommen. So meinte Robert Koschin, Tiroler Landessekretär der Gewerkschaft Pro-GE, gegenüber der TT, die Arbeitgeberseite sage nicht die Wahrheit. „Da wurden plötzlich, nach sechs Stunden Verhandlung, die vorher vereinbarten Rahmenrichtlinien zurückgenommen und 2,02 Prozent Lohnerhöhung angeboten“, zeigt sich Koschin empört. Später sei der Gewerkschaft telefonisch mitgeteilt worden, man könne sich 2,7 Prozent vorstellen. Geplant sind nun, so Koschin, ab Montagmittag verschiedene stufenweise geplante Aktionen, die durchaus bis Freitag andauern können. „Wir lassen uns noch offen, wer was macht, aber wir sind gut gerüstet“, betont der Gewerkschafter. Man habe ein Forderungsprogramm und sei weiter zu seriösen, ernsthaften Verhandlungen bereit. Wann die Verhandlungen wieder aufgenommen werden, ist derzeit noch offen.
In fünf weiteren kleineren Metallerbranchen, die österreichweit rund 60.000 Mitarbeiter haben, gibt es in der kommenden Woche indes weitere Verhandlungsrunden. Auch hier zeigen sich Arbeitnehmervertreter skeptisch und gehen davon aus, dass es auch in diesem Bereich zu Warnstreiks kommen wird.
Fachverbandsobmann Christian Knill erklärte am Wochenende: „Unser Vorschlag deckt die Inflation der letzten zwölf Monate von rund zwei Prozent als auch den gesamtwirtschaftlichen Produktivitätsfortschritt von 0,7 Prozent praktisch zur Gänze ab.“ Bestätigt fühlen sich die Arbeitgebervertreter durch das Wirtschaftsförderungsinstitut Wifo. Dessen Lohnexperte Thomas Leoni bezeichnete in einem Interview mit der Wiener Zeitung die Abgeltung des Produktivitätsfortschritts und der Inflation als gerecht. Wifo-Chef Christoph Badelt erwartet hingegen „höhere Lohnerhöhungen“ als früher, wie er bereits Anfang Oktober sagte. Im Vorjahr betrug der KV-Abschluss drei Prozent. Notenbank-Gouverneur Ewald Nowotny hatte die Forderung der Gewerkschaften nach fünf Prozent mehr Gehalt „als nicht besonders überschießend“ klassifiziert.
Wegen der von der Regierung ausgeweiteten Höchstarbeitszeiten sind die Fronten zwischen den Sozialpartnern in diesem Jahr besonders verhärtet. Die Arbeitnehmervertreter wollen sich in den KV-Verhandlungen „zurückholen“, was ihnen „genommen worden“ sei. Die Arbeitgeber fühlen sich dafür nicht zuständig. (APA, hu)