Monopolverwaltung

Tabakbranche: Raucher werden auch heuer zur Kasse gebeten

Hierzulande dürfen Tabakwaren nur in Tabakfachgeschäften und in Tabakverkaufsstellen (u.a. Gastronomie, Tankstellen) verkauft werden.
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Trotz ausbleibender Steuererhöhung dürften die Zigarettenpreise steigen. Staat, Trafikanten und Hersteller verdienten 2018 gut an Rauchern.

Wien – Erstmals seit zehn Jahren steigt die Tabaksteuer heuer nicht, Zigaretten dürften aber trotzdem teurer werden. „Eine Preiserhöhung von 20 Cent je Packung ist aus Trafikantensicht gut“, sagte Trafikanten-Obmann Josef Prirschl am Mittwoch bei einem Pressegespräch. Im vergangenen Jahr verdienten sowohl Staat als auch Trafikanten und Hersteller gut an Rauchern.

Obwohl der Zigarettenabsatz um 3,5 Prozent auf rund 600 Millionen Packungen gesunken ist, sind die Spannenerträge der Trafikanten um mehr als 5 Prozent auf 317 Mio. Euro gestiegen. „Wir haben dürre Jahre hinter uns. 2018 gab es erstmals wieder einen Anstieg bei den Handelsspannen“, so Prirschl. Das liegt nicht zuletzt an einer Preiserhöhung von im Schnitt 29 Cent auf 5,05 Euro pro Zigarettenpackung.

Hoher Schmuggelanteil

Rufe nach einer deutlichen Erhöhung der Zigarettenpreise werden von der Branche nicht begrüßt. „Würde man die Packung um 1 Euro erhöhen, würde das nur in den Schmuggel abgleiten“, sagte der Trafikanten-Obmann. Das zeige sich am Beispiel England, wo Zigaretten EU-weit am teuersten sind, der Schmuggelanteil aber 50 Prozent ausmache.

Der Anteil der Schmuggeltschick beläuft sich hierzulande auf rund 14 bis 15 Prozent. Der Steuerausfall durch nicht in Österreich versteuerte Zigaretten beträgt für das Jahr 2018 rund 333 Mio. Euro. Der Schaden für Hersteller und Handel liegt bei etwa 99 Mio. Euro.

Vom Preis einer Zigarette fließen 77 Prozent an den Staat in Form von Steuern, 12 Prozent macht die Handelsspanne für Trafikanten aus, 11 Prozent bekommen die Hersteller. Der Staat nahm im Vorjahr 1,9 Mrd. Euro an Tabaksteuer ein - inklusive Mehrwertsteuer waren es 2,4 Mrd. Euro.

„Coffee to go“ erlaubt

Mit Tabakwaren allein erwirtschafteten die Trafikanten 2018 einen Umsatz von 3,2 Mrd. Euro. Rechnet man andere Artikel wie Zeitungen, Zeitschriften oder Lottoscheine dazu, betrugen die Erlöse 4,5 Mrd. Euro. Da die Branche davon ausgeht, dass der Anteil der Raucher weiter zurückgehen wird, müssen neue Einnahmequellen her. Seit kurzem dürfen Trafiken auch „Coffee to go“ verkaufen. Kaffee und Zigaretten passten zusammen, sagte Prirschl. „Ich will als Trafikant aber keine Wurstsemmeln verkaufen.“ Auch Alkohol sei kein Thema.

Dass der Zigarettenabsatz im vergangenen Jahr so stark eingebrochen ist, liege zu je einem Drittel am Anstieg des Schmuggels, dem Trend zu E-Zigaretten und der Anti-Raucher-Kampagne, die wohl auch gegriffen habe, vermutet der Trafikanten-Obmann. „Es gibt insgesamt aber einfach weniger Raucher als früher“, räumte Hannes Hofer von der Monopolverwaltung ein. Etwa 1,6 Millionen Österreicher und Österreicherinnen rauchen, davon mehr Männer als Frauen.

Das Geschäft mit dem Dunst unterliegt in Österreich strengen Reglementierungen. Hierzulande dürfen Tabakwaren nur in Tabakfachgeschäften und in Tabakverkaufsstellen (u.a. Gastronomie, Tankstellen) verkauft werden. Die Zahl der Trafiken ist seit Jahren rückläufig, es gebe aber kein Trafikantensterben. „Dieser Trend ist gestoppt“, sagte Prirschl. Während sich die Zahl der Tabakfachgeschäfte im Vorjahr um rund 1 Prozent auf 2.386 reduzierte, gingen die Tabakverkaufsstellen deutlicher um 4 Prozent auf 3.071 zurück.

Kritik des Rechnungshofes

Die Monopolverwaltung, die die Lizenzen mit Gebietsschutz vergibt, hat den Auftrag, neu zu besetzende Trafiken an Menschen mit Behinderung zu vergeben. Seit 2003 ist dieser Anteil von 41 auf knapp über 53 Prozent gestiegen. Da Trafiken aber auch innerhalb der Familie weitergegeben werden dürfen, würden nicht 100 Prozent der neuen Trafiken an Menschen mit Behinderung vergeben, sagte Hofer.

Die scharfe Kritik des Rechnungshofs aus dem Jahr 2017 sei „sehr ernst“ genommen und inzwischen umgesetzt worden. 2017 kritisierte der Rechnungshof, es würde an Strategie und Konzepten mangeln, bei Managementbestellungen seien unnötige Kosten entstanden, es habe Unvereinbarkeiten mit Verhaltensregeln und freihändige Vergaben gegeben sowie Jugendschutzverletzungen. (APA)

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