Strittiges Billighotel: Stadt sucht Ausweg aus Dilemma
Innsbrucks BM will rund um das strittige Hotel ein „Paket“ mit zusätzlichem Studentenheim verhandeln. Liste Fritz kritisiert Umwidmungs-Deal der Stadt.
Von Max Strozzi
Innsbruck –Beim geplanten Billighotel der Meininger-Gruppe nahe der Innsbrucker Uni hat sich die Stadt in eine Zwickmühle manövriert. Wie berichtet, hatte der Bund 2015 dem Tiroler Immobilienentwickler BHS ein Wohngebäude verkauft mit der Auflage, Wohnungen zu errichten, ein Hotel aber verboten. Weil das Wohnprojekt aus Sicht der Stadt Innsbruck mangelhaft war und nur Luxus-Wohnungen beinhaltete, ließ die Stadt die Fassade unter Schutz stellen. Daraufhin erlaubte der Bund der BHS, aus dem Wohngebäude ein Hotel zu machen. Das sollte nun Meininger betreiben.
Gleichzeitig klagte BHS die Stadt wegen der Unterschutzstellung. Schließlich einigten sich BHS und Stadt im vergangenen Sommer: In einem Vertrag sicherte die Stadt der BHS zu, das Hotel mit 261 Betten bauen zu können, die notwendige Umwidmung wurde in Aussicht gestellt. Unterschrieben haben den Vertrag Neo-Bürgermeister Georg Willi (Grüne), Vize-BM (und Ex-BM) Christine Oppitz-Plörer (FI) sowie Grünen-Stadträtin Uschi Schwarzl. Seitens BHS signierten die damaligen Eigentümer, die ABT Alpenbau in Längenfeld sowie der Unterländer Bau-Mogul Pletzer jun. – beide schieden kurz darauf aus der Firma aus. „Wie kann die Stadt einen Vertrag abschließen, bei dem sie eine Widmung voraussetzt, die aber immer noch der Gemeinderat zu beschließen hat?“, fragt sich LA Markus Sint (Liste Fritz).
Politisch ist das Hotelprojekt heikel. Denn aus einem Wohngebäude des Bundes soll ein Hotel werden, was die Wohnsituation in Innsbruck nicht gerade entschärft. Zudem ist es auch die Stadt, die mit dem Projektsicherungsvertrag samt Umwidmung ein Großhotel in einem Wohngebäude erlauben würde. Interessantes Detail: Mit dem Projektvertrag in der Tasche hat BHS via Crowdfunding 350.000 Euro von Investoren für den Hotelbau gesammelt und jährlich 7 % Zinsen zugesagt.
Laut Innsbrucks Bürgermeister Georg Willi soll nun mit der BHS verhandelt werden. „Es gibt mehrere Ideen“, so Willi. Das Hotel werde man angesichts der Zusagen schwerlich verhindern können, außer der Gemeinderat widmet das Grundstück doch nicht um. Ihm schwebe nun eine „Paketlösung“ vor. So solle bei dem Hotelprojekt auch „etwas mit Mehrwert für die Allgemeinheit“ integriert werden. Zudem soll BHS dazu bewegt werden, „an einem anderen Standort studentisches Wohnen zu schaffen. Vorstellbar wäre ein Projekt für 150 Studenten.“ In Flughafennähe gäbe es Optionen auf Grundstücke. „Wenn die Stadt ein Studentenheim haben will, braucht sie mit der stadteigenen IIG nur zu bauen“, entgegnet Sint (Liste Fritz). BM Willi müsse sich entscheiden, „ob er der Anwalt der Bürger oder einer Investorengruppe ist“.