Bezirk Kufstein

Die Unternehmer drückt der Schuh beim Verkehr

WK-Bezirksstellen-GF Peter Wachter, WK-Tirol-Präs. Christoph Walser, Wirtschafts-LR Patrizia Zoller-Frischauf, WK-Dir. Evelyn Geiger-Anker, Bezirkshauptm. Christoph Platzgummer und WK-Bezirksstellenobm. Martin Hirner.
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Beim Neujahrsempfang der Wirtschaftskammer Kufstein kritisierte Präsident Christoph Walser fehlende Maßnahmen beim Güterverkehr.

Von Jasmine Hrdina

Kufstein –Passender zum Thema könnte eine Pressekonferenz nicht starten: „Wir standen im Stau“, entschuldigte sich Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Walser am Mittwochabend für sein Zuspätkommen zum Mediengespräch im Zuge des Neujahrsempfangs. Somit bekam der Neo-Präsident das Sorgenkind Nummer eins im Bezirk gleich selbst zu spüren: den Verkehr.

Neben den Unternehmern stießen zahlreiche Politiker auf das Jahr 2019 an, darunter LA Barbara Schwaighofer, NR Josef Lettenbichler und NR Carmen Schimanek.
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Josef Ritzer, Christian Ritzer und Rudolf Puecher.
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„Die österreichische Bundesregierung hat beim Güterverkehr die letzten 25 Jahre geschlafen“, kritisiert Walser. Die Verlagerung auf die Schiene sei ein „politisches Schauspiel“, denn diese „alleine in Tirol bewältigen zu wollen, ist ein Tropfen auf dem heißen Stein“. Europaweit betrachte man Tirols Vorhaben äußerst kritisch, so der WK-Präsident. Für ihn sei die Rollende Landstraße (RoLa) ohnehin das falsche Instrument, weil man „ein Verkehrsmittel auf ein anderes verlagert. Aber es ist immer noch besser, als mit den Lkw durchzufahren.“

Das System sei für Unternehmer aber unattraktiv, weil es bei der Vor- und Nachlagerung hake. „Wenn ich als Lkw-Fahrer sechs Stunden in Wörgl stehe und auf einen Zug warten muss – da bin ich ja zweimal durch Tirol durch“, führt Walser aus. Seit Jahren fordere er den Ausbau der Infrastruktur, allen voran der Terminals zwischen München und Verona. Diese hätte man aber auch raumordnerisch einplanen müssen. „Aber es ist schon ziemlich spät, von Wünschen zu reden, wenn der Brennerbasistunnel 2027 in Betrieb sein soll.“

Dem bayrischen Widerstand gegen den Ausbau der Zulaufstrecke zum BBT – die TT berichtete – diplomatisch entgegenzuwirken, sei aber nicht Aufgabe der Wirtschaftskammer, so Walser auf Nachfrage der TT. Der Wirtschaft alleine als Verursacher des Verkehrsproblems den Schwarzen Peter zuzuschieben, sei für ihn nicht zulässig. Das Thema Mobilität sei generell stark im Wandel.

Das Problem mit überfüllten Straßen sei derart massiv, dass „die Nahversorgung an Freitagen kaum noch gewährleistet werden kann“, meint WK-Bezirksstellenobmann Martin Hirner. Die Kontrollstellen treffen in erster Linie heimische Unternehmer, die mehrmals täglich durch Tirol fahren. Eine Entlastung in Kufstein-Zell könnte es durch eine Autobahnspange von Langkampfen bis zur Festungsstadt geben. Damit wolle man der „hausgemachten Verkehrslawine“ durch das Industriegebiet entgegenwirken. Diese Option werde derzeit vom Baubezirksamt geprüft, so Hirner.

Mit einer Bildungsoffensive im Digitalbereich will man den Bezirk zum „digitalen Knotenpunkt“ in Westösterreich werden lassen, berichtet WK-Bezirksstellen-Geschäftsführer Peter Wachter. Besonders Maturanten will die WK für neue IT-Ausbildungen gewinnen. Studenten, Berufsschüler und Firmen sollen dabei vernetzt werden, um gemeinsam die „digitale Produktion zu lernen“.

Für das kommende Jahr prophezeit Walser Tirols Unternehmern wieder ein starkes Jahr mit einem Wirtschaftswachstum von zwei Prozent (zuletzt drei Prozent). 6000 neue Arbeitsplätze sollen entstehen. Neben dem Tourismus sei dafür auch der Export verantwortlich – der Umsatz brach 2018 mit 13 Mrd. Euro den Rekord. Walser: „Die Auftragsbücher sind voll, wir haben ein sehr hohes Niveau.“

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