Insolvenzstatistik

Unternehmenspleiten in Tirol um 45 Prozent gestiegen

Symbolfoto.
© Erwin Wodicka

Abgesehen von Tirol und Salzburg sinkt die Anzahl der Insolvenzen in allen anderen Bundesländern. Für die Gläubigerschützer vom KSV 1870 kein Grund zur Panik.

Innsbruck – 74 Unternehmen sind in den ersten drei Monaten des Jahres in Tirol insolvent geworden, ein Plus von 45 Prozent. Mit diesem Zuwachs nimmt Tirol im Bundesländer-Vergleich die erste Position ein, schreibt Gläubigerschützer KSV 1870 in einer Aussendung am Mittwoch.

Mit Ausnahme von Salzburg – dort gebe es einen geringen Zuwachs um 2,2 Prozent – gingen die Insolvenzzahlen in allen anderen Bundesländern zurück. Über das gesamte Bundesgebiet hinweg betrachtet gebe es um 9,3 Prozent weniger gescheiterte Unternehmen. Doch bevor falsche Schlüsse gezogen würden: Die Tiroler Entwicklung relativiere sich bei einer genaueren Analyse sofort, so der KSV.

Diese Entwicklung sei für die KSV1870-Experten wenig überraschend, da das Insolvenzniveau – auch in Vergleich mit anderen Bundesländern - in Tirol in den letzten Jahren besonders niedrig gelegen sei. Die Talsohle sei nunmehr erwartungsgemäß durchschritten worden.

© KSV/TT-Grafik

Kein geschützer Raum

„Die Wirtschaft in Tirol läuft derzeit weiter sehr gut. Daran ändert der Anstieg der Pleiten um 45 Prozent im Vergleich zu 2018 nichts. Analysiert man die Insolvenzzahlen der letzten 6 Jahre, sind die 74 registrierten Pleiten weiter als ein sehr niedriger Wert einzustufen“, betont Klaus Schaller, KSV1870 Regionalleiter West. So lag das Tiroler Insolvenzniveau etwa im Jahr 2013 – trotz des heurigen Anstieges um 45% im Vergleich zum Vorjahr – nochmals um 34 Prozent höher. Im Jahr 2017 gab es – genau wie heuer - in den ersten drei Monaten des Jahres ebenfalls 74 Pleiten in Tirol.“

Klar sei aber, dass sich die heimischen Betriebe nicht auf ihren Errungenschaften der letzten Jahre ausruhen können. Die Wirtschaft sei ständig im Wandel begriffen und es die Tiroler Betriebe wären daher täglich gefordert, kreativ, innovativ und letztlich wirtschaftlich erfolgreich zu handeln. Die Trendumkehr bei den Pleiten sei ein Zeichen dafür, dass die Tiroler Unternehmen nicht in einem „geschützten Raum“ handeln, sondern vielmehr oftmals weltweit – abhängig von der jeweiligen Branche - mit Mitbewerbern in Konkurrenz stünden.

Viele kleine, wenige große Unternehmen

Nach wie vor dominieren kleine Betriebe aus dem Bereich der unternehmensbezogenen Dienstleistungen, dem Gastgewerbe und der Bauwirtschaft das Tiroler Insolvenzgeschehen. Auffällig ist laut KSV, dass insbesondere im Gastronomiebereich die Anzahl der Insolvenzen im Vergleich zum Vorjahr zugenommen hat. Daraus sei aber kein strukturelles Problem dieser Branche abzuleiten. „Vielmehr ist es so, dass in den ersten drei Monaten des Jahres 2019 aus nicht näher bestimmbaren Gründen, mehrere Kleingastronomiebetriebe ihren Betrieb mangels Wirtschaftlichkeit zusperren mussten“, so der KSV in der Aussendung. Gerade bei solchen Kleinstbetrieben ist es üblich, dass zeitnah nach der Schließung eines Betriebes mangels Wirtschaftlichkeit ein anderer Unternehmer am selben Standort in der gleichen Branche seinen unternehmerischen Traum zu verwirklichen versucht.

Ausblick 2019

Die Talsohle beim Insolvenzniveau ist laut KSV in Tirol durchschritten. Der Anstieg bei den Pleiten werde sich über den Jahresverlauf zunehmend abflachen. Einen nicht unbedeutenden Einfluss auf den weiteren Trend bei den Tiroler Insolvenzzahlen habe die Entwicklung der deutschen Wirtschaft. Es wird sich zeigen, ob mögliche ungünstige politischer Einflussfaktoren (ungeregelter Brexit, Zölle, usw.) den Wirtschaftsmotor unserer Nachbarn stottern lassen. (TT.com)

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