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Deutsche Bank im Umbruch: Milliardenverlust wegen Konzernumbaus

Fünf vor zwölf ist es aus Sicht des Deutsche-Bank-Chefs Christian Sewing für einen Konzernumbau. Dafür werden Milliarden investiert.
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Alleine im zweiten Quartal 2019 rechnet die Deutsche Bank mit einem Verlust von 2,8 Milliarden Euro nach Steuern. Auch das Gesamtjahr dürfte tiefrote Zahlen bringen. Das Aktiengeschäft wird fallen gelassen.

Frankfurt –Mit aller Macht will die Deutsche Bank ihre Dauerkrise beenden – und nimmt dafür einen Milliardenverlust im zweiten Quartal dieses Jahres in Kauf. Auch für das Gesamtjahr 2019 stellt sich der DAX-Konzern mit Sitz in Frankfurt auf tiefrote Zahlen ein.

Auf Grundlage vorläufiger Zahlen rechnet die Bank einschließlich der Belastungen für den Konzernumbau in dem Drei-Monats-Zeitraum mit einem Verlust von etwa 500 Mio. Euro vor Steuern und 2,8 Mrd. Euro nach Steuern. Bereinigt um die Belastungen hätte es den Angaben zufolge sowohl vor als auch nach Steuern im zweiten Quartal einen Gewinn gegeben. Das hatte die Deutsche Bank vor zwei Wochen mitgeteilt, als der bis 2022 ausgelegte Sanierungsplan inklusive des Abbaus Tausender Stellen beschlossen wurde.

Konzernchef Christian Sewin­g will mit einer grundlegenden Neuausrichtung die Dauerkrise des Instituts beenden. Die Zahl der Vollzeitstellen soll bis Ende 2022 um rund 18.000 auf weltweit 74.000 gesenkt werden. Das Investmentbanking, das der Bank milliardenschwere Strafen einbrockte, wird kräftig gestutzt. Die Kosten für den Umbau in Höhe von rund 7,4 Mrd. Euro will die Bank aus eigener Kraft stemmen. Der Großteil der Lasten fällt im laufenden Jahr an.

Nach drei Verlustjahren in Folge und einem Mini-Gewinn 2018 drohen der Deutschen Bank daher auch im Gesamtjahr 2019 tiefrote Zahlen. Erst im nächsten Jahr könnte es nach Einschätzung von Finanzchef James von Moltke wieder langsam aufwärtsgehen: „Für 2020 gehen wir davon aus, dass wir bei plus/minus null rauskommen, vielleicht auch etwas besser“, hatte von Moltke vor zwei Wochen gesagt.

Kern der neuen Deutschen Bank soll nach Sewings Willen die neue Sparte Unternehmensbank werden, die sich um Mittelständler, Familienunternehmen und multi­nationale Konzerne kümmern soll. Im Kapitalmarktgeschäft will sich die Bank auf das Geschäft mit Krediten, Anleihen und Währungen sowie auf Beratung konzentrieren. Aus dem weltweiten Aktienhandel steigt das Institut komplett aus.

Bereits am Tag, nachdem der Aufsichtsrat grünes Licht für Sewings Radikalkur gegeben hatte, setzte die Bank an Standorten in Asien sowie in New York und London die ersten Mitarbeiter vor die Tür.

Für die seit Jahren gebeutelten Aktionäre ist der Umbau der letzte Strohhalm – auch wenn sie für die Jahre 2019 und 2020 auf eine Dividende verzichten sollen. Der Kurs der Aktie ist vom Höchststand von mehr als 90 Euro vor der Finanzkrise 2007/2008 meilenweit entfernt. (APA, dpa)

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