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Westbahn verkauft alle Züge an Deutsche Bahn, künftig Stundentakt

Die Westbahn hat seit ihrem Beginn über 80 Mio. Euro Verlust angehäuft.
© Westbahn

15 neue Züge werden bei Stadler bestellt. Erst ab 2021 soll es wieder einen Halbstundentakt geben. Westbahneigentümer Haselsteiner will das „günstige Zinsumfeld“ nutzen.

Wien, Berlin – Die Westbahn verkauft alle ihre 17 Züge in zwei Tranchen an die Deutsche Bahn. In Folge wird der derzeitige Halbstundentakt auf der Westbahn-Strecke ab Dezember auf einen Stundentakt verlängert. Gleichzeitig werden 15 neue Züge beim Schweizer Hersteller Stadler bestellt, ab 2021 soll dann wieder im Halbstundentakt zwischen Wien und Salzburg gefahren werden. Als Konsequenz werden nun ab Dezember 2019 auch die Haltestellen ab Wien-Praterstern (mit Hauptbahnhof und Meidling) nicht mehr angefahren, die Züge fahren nur mehr ab Wien-Westbahnhof.

Westbahn-Eigentümer Hans Peter Haselsteiner kündigte dies heute, Montag, vor Journalisten in Wien an. Die Westbahn habe seit ihrem Beginn über 80 Millionen Euro Verlust angehäuft. „Ich habe keinen Geldscheißer im Keller“, sagte der Unternehmer. Für die Neuanschaffung nütze man das niedrige Zinsumfeld. Haselsteiner und Westbahn-Chef Erich Forster warfen der Staatsbahn ÖBB vor, mit nicht marktkonformen, sprich zu niedrigen Preisen, sowie der Erschwerung von Rahmenbedingungen für die Westbahn ihre Monopolstellung am Bahnmarkt wieder erreichen zu wollen. Seit Dezember 2017 fährt die Westbahn im Halbstundentakt zwischen Wien und Salzburg, zuvor fuhr jede Stunde ein Zug.

Einkauf in China möglich

Angesprochen auf Berichte, dass die Westbahn ihre neuen Züge in China kaufen würde, meinte Haselsteiner: „Wir schließen die Chinesen nicht aus aus unseren Beschaffungsüberlegungen, nur nicht im ersten Schritt.“ Man müsse auch den Aufwand und die notwendige Zeit für die Zulassung in Europa sehen. Durch den Kauf der 15 neuen Stadler-Züge werde die Flotte einheitlich sein.

Die ÖBB haben in einer ersten Reaktion die Angebotsreduktion der Westbahn bedauert: „Im Sinne des Klimaschutzes braucht es mehr Bahnangebot, nicht weniger“, heißt es in einer der APA übermittelten Stellungnahme. Die wahre Konkurrenz sei nicht auf der Schiene, sondern auf der Straße. Die Staatsbahn wolle nun die Ausfälle auf der Westbahnstrecke bestmöglich kompensieren, eine Ausweitung des ÖBB-Fernverkehrangebots auf den Wiener Praterstern werde es aber nicht geben, da die Strecke für den Nahverkehr bzw. Pendler konzipiert sei. Eine Marktverzerrung sehen die ÖBB nicht.

Niederösterreichs Mobilitätslandesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP) bedauerte die Entscheidung. Nun gehe es darum, die Auswirkungen auf die Pendlerinnen und Pendler auf der Westachse möglichst gering zu halten.

Zunächst auf der neuen IC-Line Dresden-Berlin-Rostock

Die Deutsche Bahn teilte mit, sie werde durch den Erwerb der Westbahn-Flotte ihr Angebot im Fernverkehr beschleunigt ausbauen und die Intercity-Flotte verstärken. Die 200 km/h schnellen Fahrzeuge seien größtenteils erst zwei Jahre alt. Mit dem Kauf der 17 Züge werde das Platzangebot um fast 7000 Sitzplätze erweitert. Die Züge würden ab nächstem Frühjahr zunächst auf der neuen IC-Line Dresden-Berlin-Rostock im Einsatz sein. Zum Preis gab es keine Angaben. In der Branche wird der Gesamtpreis auf rund 200 Millionen Euro geschätzt.

An der Westbahn-Muttergesellschaft Rail Holding hält die Haselsteiner Familienprivatstiftung des Industriellen Hans Peter Haselsteiner 49,9 Prozent, die Schweizer Augusta Holding des Unternehmers Erhard Grossnigg 32,7 Prozent und die französische Staatsbahn SNCF 17,4 Prozent. (APA, TT.com)

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