Tourismus

Neuer Masterplan für Tourismus: Weg vom Fokus auf Nächtigungen

Mit dem „Plan T“ bzw. Masterplan für Tourismus soll der Branche eine strategische Neuausrichtung gegeben werden.
© APA/Gindl

Die Regierung will mit dem „Masterplan für Tourismus“ kleinere Betriebe entlasten und das Image der Branche verbessern.

Salzburg, Wien – Gut ein Jahr tüftelten rund 500 Branchenvertreter und Experten am österreichischen Tourismus, gestern Abend wurde das Ergebnis präsentiert: Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) stellte ihren „Masterplan für Tourismus“ – kurz „Plan T“ – vor. Das neue Leitbild dient einem ehrgeizigen Ziel: die Position Österreichs als eine der führenden Tourismusdestinationen in der Welt zu halten und weiter auszubauen.

Das etwa 35 Seiten starke Strategie-Papier steht unter dem Leitmotiv „Nachhaltigkeit“, und zwar – so der Anspruch – in all ihren Facetten. Nicht nur die Wünsche des Gastes, auch die Bedürfnisse der Unternehmer, der Mitarbeiter, der heimischen Bevölkerung und der Umwelt sollen in Zukunft beachtet werden. Der „Plan T“ identifiziert dabei aktuelle Probleme der Branche: die Herausforderungen durch die Digitalisierung, den Klimawandel und die Umweltbelastung als Folge der An- und Abreise der Gäste, viel dringlicher aber noch das schlechte Image der Branche als Arbeitgeber und den Fachkräftemangel.

Ein großer Schwerpunkt der neuen Tourismusstrategie liegt auf Vereinfachungen für die traditionell eher kleinen Betriebe. So sollen Auflagen und Bürokratie für Beherbergungsbetriebe reduziert werden. Parallel werden eine geringere Steuerbelastung und Erleichterungen bei Betriebsübergaben angestrebt. Problemen bei der Kreditbeschaffung (bedingt durch die häufig niedrigen Eigenmittelquoten) soll mit neuen Finanzierungsformen begegnet werden, etwa indem die Österreichische Hotel- und Tourismusbank (ÖHT) mit so genannten „Impuls Calls“ neue Projekte fördert.

Der gemeinsam mit den Bundesländern und der Wirtschaftskammer (WKO) erarbeitete Masterplan wird durch einen jährlichen Aktionsplan ergänzt, der weitgehend aus dem laufenden Budget finanziert wird. Und Köstinger will in den nächsten Wochen einen „Sharing Economy“-Gipfel einberufen, um vorzeitig eine E-Commerce-Richtlinie auszuarbeiten, damit Plattformen wie Airbnb Daten der Vermieter preisgeben. „Ich möchte diesen Schritt so gut wie möglich mit den Bundesländern koordinieren, um keinen Fleckerlteppich an Lösungen zu bekommen.“

WKO-Tourismus-Obfrau Petra Nocker-Schwarzenbacher forderte, die Rot-Weiß-Rot-Card tourismustauglicher zu machen. Anfang Jänner habe man gerade einmal sieben genehmigte Fachkräfte für Österreich registriert, die Zahl dürfte seither nicht dramatisch gestiegen sein. „Der Zugang ist zu schwer. Trotz guter Qualifikation bekommen wir die Leute nicht her.“

Der „Plan T“ will in Zukunft touristischen Erfolg übrigens nicht mehr nur in Nächtigungszahlen und Ankünften messen. „Es geht um die Wertschöpfung insgesamt, nicht nur um Nächtigungen“, sagte Köstinger. Ab sofort sollen auf einem so genannten Tourismus-Satellitenkonto Wertschöpfungs- und Beschäftigungseffekte errechnet werden, die für die Messung herangezogen werden. (APA)

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